Ärmel hochkrempeln und helfen

Sie stehen für mutiges Handeln und ehrenamtliches Engagement: Monika und Michael Höhn. Das Ometepe-Projekt bildet den Höhepunkt ihres Einsatzes für benachteiligte Menschen – Energieleistung und Glücksquelle zugleich.

Schauplatz Düsseldorf, Juni 1961: Der 16-jährige Michael sieht, wie ein blondes Mädchen mit „unglaublich hellen blauen Augen“den Partykeller betritt. Dort spielt er mit seiner Band Dixieland-Jazz. Und kaum schweigt die Posaune, nutzt er den ersten Tanz für seinen Heiratsantrag. Das war wohl die klassische Liebe auf den ersten Blick zwischen Monika und Michael Höhn. Tatsächlich heirateten die beiden 1968 und sind bis heute ein Ehepaar. Eines, das vor Ideen und Tatendrang sprüht und gemeinsam über Jahrzehnte zahlreiche Spuren hinterlässt. Dabei sticht eine Aktion hervor, gestartet 25 Jahre nach dem Ja-Wort der beiden: das Ometepe-Projekt in Nicaragua.

1993 reisten die Höhns anlässlich ihrer Silberhochzeit in das mittelamerikanische Land und lernten dort die Insel Ometepe, die freundlichen Menschen und deren Armut kennen. „Wir wussten sofort, dass wir hier helfen wollten“, sagt Monika Höhn. „Das ist ein harter Job, macht uns aber großen Spaß, weil das Projekt so fruchtbar geworden ist“, betont ihr Ehemann Michael. 2011 wurden die beiden für dieses Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Steinig dagegen der Beginn ihres gemeinsamen Lebenswegs: 1971 trat Michael Höhn mit Pfarrfrau Monika an der Seite seine erste Pfarrerstelle an: in Duisburg-Bruckhausen, einem Arbeiterviertel voller Probleme. „Wir haben dort nicht missioniert, sondern Lebenshilfe gegeben“, erinnert er sich, und Monika war schnell klar: „Hier kannst Du nur die Ärmel hochkrempeln und anpacken.“ Nach acht Jahren waren die Akkus leer und die Gesundheit ruiniert.

Wertvolle Erfahrungen

In dieser Situation ergab sich für Michael die Gelegenheit, ans Berufskolleg Oberberg zu wechseln: als Berufsschulpfarrer. Den Umzug aus dem tiefsten Ruhrgebiet ins Dorf Börnhausen bei Wiehl haben die Höhns nie bereut. „An der Schule habe ich wertvolle Erfahrungen gemacht“, berichtet er. Seine Schüler hat er nachhaltig beeindruckt: Immer wieder wurde er von Ehemaligen als Pfarrer zu Trauungen oder Taufen gebeten.

Monika Höhn engagierte sich im Dorf und begann, Geschichten zu sammeln und aufzuschreiben – aus ihrem Alltag und dem der Dorfbewohner: „Es gibt nichts Spannenderes als das Leben der normalen Menschen.“ Auch ihr Mann schreibt zu verschiedensten Themen; bis heute hat das Paar rund 50 Bücher vorgelegt. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, orientieren sich die Höhns an einem Satz des Philosophen Martin Buber. Wichtig war ihnen immer eins: den aufrechten Gang zu bewahren – ob in der Asylarbeit oder im Rahmen der Friedensinitiative Wiehl.

Vor fast fünf Jahren sind die beiden 71-Jährigen, Eltern zweier erwachsener Töchter und Großeltern von vier Enkelkindern, aus Börnhausen ins Wiehler Zentrum gezogen, in eine barrierefreie Wohnung. Dort bringen die Höhns statt der Dorfgemeinschaft nun die Hausgemeinschaft zusammen: „Keiner kann für sich allein leben.“

Volker Dick – II 2016
buchstabensuppe.net

Zur Person
Monika Höhn, 1945 in Göttingen geboren, lernt nach Mittlerer Reife Großhandelskauffrau. Tätigkeit in der Industrie, bevor sie Pfarrfrau wird. Michael Höhn, geboren 1944 in Gießen, studiert Theologie in Wuppertal, Bonn und Mainz. Von 1971 bis 1979 Pfarrer in Duisburg-Bruckhausen, danach bis zur Pensionierung 2005 Berufsschulpfarrer am Berufskolleg Oberberg. 1993 gründen die beiden das spendenfinanzierte Ometepe-Projekt, für das inzwischen jährlich rund 100.000 Euro zusammenkommen.